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Corona und psychische Gesundheit: Lockdowns

  • Autorenbild: Julia Majon
    Julia Majon
  • 10. Nov. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Dez. 2021

Sind Lockdowns im Rahmen der Corona-Pandemie psychisch schädlich (gewesen)?

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Lockdowns


Lockdown im November 2020: höhere psychische Belastung und mehr depressive Symptome als im April 2020 – „Pandemie-Müdigkeit“ und der Sommer nach dem ersten Lockdown

„Diese Studie zeigte eine anhaltend hohe psychische Belastung, steigende depressive Symptome und ein geringeres Sicherheitsverhalten beim zweiten Lockdown [in Deutschland im November 2020 im Vergleich zum April 2020] trotz geringerer Beschränkungen. [...] Ein Faktor, der diese Ergebnisse beeinflusst, könnte die einsetzende 'Pandemie-Müdigkeit' sein, die die allgemeine psychische Erschöpfung durch die Pandemie und die Demotivation, die empfohlenen Sicherheitsverhaltensweisen zu befolgen, beschreibt. [...] Eine Erklärung für die Ergebnisse könnte der Mangel an positiver Verstärkung sein: Im Vergleich zum Sommer nach dem ersten Lockdown waren die Menschen stärker von sozialen Kontakten und Sport ausgeschlossen, was vielleicht ein Gefühl der Erleichterung und Belohnung für die im März und April gezeigte Zurückhaltung vermittelte. [...] Außerdem ist die Bereitstellung einer psychologischen Notfallinfrastruktur für Menschen, die unter der anhaltenden Pandemie leiden - insbesondere für diejenigen, die bereits mit psychischen Problemen belastet sind - nach wie vor entscheidend.“ (eigene Übersetzung, JM)

„This study showed continued high psychological burden, rising depression symptoms and less safety behaviour in the second lockdown [in Germany in November 2020 compared to April 2020] despite lesser restrictions. [...] One factor influencing these results may be the onset of ‘pandemic fatigue’, describing general mental exhaustion with pandemic ongoings and demotivation to follow recommended safety behaviours.[...] An explanation for the results could be paucity of positive reinforcement: People were more precluded from social contacts and sports compared to the summer following the first lockdown, which possibly provided a sense of relief and reward for the restraint shown in March and April. [...]Besides, providing psychological emergency infrastructure for people suffering from the ongoing pandemic—especially those already burdened with mental health issues—remains crucial.“ (Moradian et al., 2021)


Lockdown hatte (neben positiven Effekten im Infektionsschutz) auch positive psychische Effekte

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir die undifferenzierte Meinung widerlegen, dass Lockdowns per se eine negative Auswirkung auf die psychische Gesundheit haben. Vielmehr betrifft sie eine vulnerable Gruppe von Personen, während die große Mehrheit der Menschen gesund bleibt oder sogar ihr psychisches Wohlbefinden verbessert, da alltägliche Stressoren reduziert werden. [...] [L]ockdown-Maßnahmen führten zu einer Verringerung der alltäglichen Stressfaktoren, wie z. B. weniger Pendeln oder geringere Arbeitsbelastung. Diese Gruppen erlebten also eine kurzfristige Verringerung von Mikrostressoren.“ (eigene Übersetzung, JM)

„In sum, we refute the undifferentiated view that lockdown per se has a negative effect on mental health. Rather, it affects a vulnerable group of individuals, while the vast majority of people remain healthy or even improve their mental well-being, as everyday stressors are reduced.[...] [L]ockdown measures resulted in reduced mundane stress‐inducing factors, such as less commuting or reduced workload. Thus, these groups experienced a short‐term reduction of micro‐stressors.“ (Ahrens et al., 2021)


Wenn man wirtschaftliche Effekte des Lockdown herausrechnet, sind die meisten Menschen bisher im Lockdown in Bezug auf ihre psychische Gesundheit gut zurechtgekommen. Es gibt jedoch Ausnahmen: v. a. bei Menschen mit schon bestehenden psychischen Erkrankungen und bei älteren Menschen mit weniger sozialen Kontakten verschlechterte sich die psychische Gesundheit.

„In unserer Stichprobe von ursprünglich psychisch gesunden Teilnehmern haben wir jedoch eine verwundbare Gruppe identifiziert, deren psychische Gesundheit sich im Laufe der Untersuchung verschlechterte. Die Existenz dieser ‚anfälligen Gruppe‘ könnte den in einigen Querschnittsstudien beobachteten Anstieg psychischer Störungen erklären: Während die Mehrheit der Menschen die Folgen der Pandemie gut bewältigt (zumindest wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen abgefedert werden), ist eine Untergruppe von Personen anfällig für Beeinträchtigungen und entwickelt psychische Probleme. Die Anfälligkeit für solche Lockdown-Effekte könnte bei Menschen, die bereits an psychiatrischen Störungen leiden, oder bei älteren Menschen mit geringen sozialen Netzwerken höher sein.“ (eigene Übersetzung, JM)

„However, in our sample of initially mentally healthy participants, we identified a susceptible group, whose mental health deteriorated over the course of the assessment. The existence of this ‚vulnerable group’ may explain the rise in mental disorders seen in some cross‐sectional studies: while the majority of people cope well with the consequences of the pandemic (at least if the economic impact is buffered against), a subgroup of individuals is susceptible to adversities and develops mental health problems. Vulnerability towards such lockdown effects might be higher in people already suffering from psychiatric disorders, or in elderly populations with impoverished social networks.“ (Ahrens et al., 2021)



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Literatur:

- Ahrens KF, Neumann RJ, Kollmann B, Plichta MM, Lieb K, Tüscher O, Reif A. Differential impact of COVID-related lockdown on mental health in Germany. World Psychiatry. 2021 Feb;20(1):140-141. doi: 10.1002/wps.20830. PMID: 33432755; PMCID: PMC7801843.

- Moradian S, Bäuerle A, Schweda A, Musche V, Kohler H, Fink M, Weismüller B, Benecke AV, Dörrie N, Skoda EM, Teufel M. Differences and similarities between the impact of the first and the second COVID-19-lockdown on mental health and safety behaviour in Germany. J Public Health (Oxf). 2021 Feb 26:fdab037. doi: 10.1093/pubmed/fdab037. Epub ahead of print. PMID: 33640977; PMCID: PMC7989220.

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