Burn-out, Depression und Warnzeichen
- Julia Majon

- 7. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Dez. 2021
Eine Begriffsklärung

Der Begriff „Burn-out“ (oder „Burnout“) ist in aller Munde - und zwar oft in einer uneindeutigen Weise. In der Psychologie wird die Problematik der Definition von Burn-out und z. B. die Abgrenzung zum Konzept der Depression behandelt. Hier sind ein paar Aussagen aus der Forschung zusammengetragen.
1. Was ist Burn-out?
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde [DGPPN] (2012, S. 4) definiert
Burn-out als Zustand andauernder Arbeitsüberforderung, bei dem „[...] Erschöpfung, vegetative Symptomatik, Leistungsminderung sowie die kritische Distanz zur Arbeit [...] mehrere Wochen oder Monate anhalten.“
Analog dazu sehen Maslach und Leiter (2008, S. 498) die folgenden drei Merkmalsdimensionen als entscheidend bei Burn-out an (diese drei Dimensionen finden sich auch in dem am weitesten verbreiteten Messinstrument für Burn-out (Goldstandard): das MBI, Maslach Burnout Inventory, Maslach et al., 1996):
(Emotionale) Erschöpfung: Gefühl der Überanspruchung und Verlust von physischen und psychischen Energien Zynismus: starke kognitive und emotionale Distanzierung oder Verhärtung, d. h. ein Gefühlsverlust bzgl. der Arbeit und beruflicher Interaktionspartner Professionelle Effektivität: die Fähigkeit zur Arbeitsleistung wird von der Person selbst als negativ und reduziert eingeschätzt
2. Burn-out und Depression
Die Abgrenzung der Konzepte Burn-out und Depression wird intensiv in der Forschung diskutiert. Viele sehen, dass es, auch wenn sich die Symptome teils überschneiden (vgl. Bianchi et al. 2015), Unterschiede zwischen den beiden Konstrukten gibt. Ein Hauptunterschied wird darin gesehen, dass Burn-out ein arbeitsweltbezogenes Konzept ist, Depression beschränkt sich nicht auf den Arbeitskontext (vgl. Nuallong, 2013, S. 59). Burn-out wird aber als Vorläufer oder Prädiktor der Depression angesehen (vgl. Korczak et al., 2010, S. 96). Eine Depression könne (zumindest zu Anfang) möglicherweise durch Faktoren am Arbeitsplatz ausgelöst werden (Bianchi et al., 2015, S. 31).
Es wird häufig beklagt, dass eigentlich als Depression zu klassifizierende Zustände als Burn-out bezeichnet würden. Das Positive an dieser Begriffsersetzung ist, dass der Begriff Burn-out als weniger stigmatisierend empfunden wird und so Betroffene eher Hilfe suchen. Als Negativpunkt wird in der Forschung diskutiert, dass sich jedoch aufgrund der als Burn-out bezeichneten Depression auch nicht-ausreichend qualifiziertes Personal für psychische Störungen zuständig fühlt (vgl. Thalhammer & Paulitsch, 2014, S. 151f.).
3. Warnsymptome der Anfangsphase eines Burn-outs
Was kann man präventiv gegen Burn-out tun? In erster Linie sollte man bemerken, dass man gerade einen solchen entwickelt. Burisch (2014) listet den typischen Verlauf der Entwicklung eines Burnouts in sieben Stufen auf. Risiko für Burn-out zeigen demnach Menschen, die zu Anfang bei starken Belastungen auf dem Arbeitsplatz mit erhöhtem Energieeinsatz und Engagement reagieren. Wegen Überlastung entwickeln diese in der zweiten Stufe den schon in der Definition von Burn-out genannten Zynismus bzgl. der Arbeit und der Interaktionspartner*innen. Im Detail nach Burisch (2014, S. 26-29) heißt es:
Stufe 1 (Warnsymptome der Anfangsphase): Überhöhter Energieeinsatz (Überstunden, Gefühl der Unentbehrlichkeit, nie Zeit haben, eigene Bedürfnisse verleugnen, verdrängen von Misserfolgen und Enttäuschungen) und Erschöpfung (Energiemangel, Unausgeschlafenheit)
Stufe 2 (reduziertes Engagement): Verlust von Idealismus, Arbeitsüberdruss, Überziehen von Arbeitspausen, Gefühl ausgebeutet zu werden, emotionale Distanz zu Kolleg*innen/Klient*innen/Kund*innen (Zynismus)
[...]
Stufe 7 (Verzweiflung): negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit, Gefühl der Sinnlosigkeit bis hin zu Suizidalität
Solltest du also Symptome auf der Stufe 1 zeigen, so sei dir bewusst, dass dies der Anfang eines Burn-outs darstellen kann. Wenn sich Symptome der Stufe 2 bemerkbar machen, erkenne, dass der Zynismus Ausdruck einer Abwärtsspirale sein kann.
Überlege dann, ob du die Arbeitsbelastung reduzieren bzw. wie du dir Erholung verschaffen kannst (z. B. in Form von Entspannungstechniken), um das weitere Abwärtsstraucheln in der Spirale zu verhindern.
Denn um aus der Verzweiflung der Stufe 7 wieder herauszufinden, braucht es einiges an Zeit und häufig auch professionelle Hilfe.
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Literatur:
- Bianchi, R., Schonfeld, I. S. & Laurent, E. (2015). Burnout-depression overlap: a review. Clinical Psychology Review, 36, 28-41.
- Burisch, M. (2014). Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung (5. Aufl.). Berlin: Springer.
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde [DGPPN] (Hrsg.) (2012). Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde zum Thema Burnout, Berlin.
- Korczak, D., Kister, C. & Huber, B. (2010). Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms. Schriftenreihe Health Technology Assessment (HTA) in der Bundesrepublik Deutschland. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (Hrsg.), Köln.
- Maslach, C., Jackson, S. E. & Leiter, M. P. (1996). Maslach Burnout Inventory manual (3rd ed.). Palo Alto: Consulting Psychologists Press.
- Maslach, C. & Leiter, M. P. (2008). Early predictors of burnout and engagement. Journal of Applied Psychology, 93 (3), 498-512.
- Nuallong, W. (2013). Burnout symptoms and cycles of burnout: the comparison with psychiatric disorders and aspects of approaches. In S. Bahrer-Kohler (ed.), Burnout for experts: prevention in the context of living and working (S. 47-72). Heidelberg: Springer.
- Thalhammer, M. & Paulitsch, K. (2014). Burnout - eine sinnvolle Diagnose? Kritische Überlegungen zu einem populären Begriff. Neuropsychiatrie, 28 (3), 151-159.




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